Kein Zutritt für Connewitz-Angreifer – Schornsteinfeger muss draußen bleiben

Seit Januar 2022 ist Christian S. aus Markranstädt bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger im Kehrbezirk 14 7 13-12 Leipziger Westen (https://schornsteinfeger-sachsen.de/schornsteinfegersuche/). Christian S. war am 11.01.2016 am Angriff auf Connewitz beteiligt (https://tinyurl.com/mr3jnw82). Damals randalierten mehr als 200 Neonazis und rechte Hooligans in der Connewitzer Wolfgang-Heinze-Straße parallel zum ersten Jahrestag der rechten LEGIDA-Aufmärsche in der Leipziger Innenstadt (https://le1101.noblogs.org/files/2017/01/karte.jpg). Es wurden Menschen verletzt, Wohnhäuser mit Feuerwerkskörpern beschossen, an diversen Geschäften und Fahrzeugen hoher Sachschaden erzeugt. Es war ein politisch motivierter Angriff, der sich ganz konkret gegen die Menschen und Geschäfte vor Ort richtete, aber auch dem Symbol Connewitz, als (Projektions-)Ort widerständiger linker Politik und emanzipatorischer Subkultur, galt.

Wegen seiner Beteiligung wurde Christian S. 2019 für schweren Landfriedensbruch zu einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die veröffentlichten Recherchen zu den Tätern vom 11.01.2016 dokumentiert damals einschlägige Facebookinteressen von Christian S. (https://tinyurl.com/mr3jnw82). Vom Markranstädter Familiengeflecht gibt es Recherchen zu Folge auch enge Verbindungen ins rechte Kampfsportmilieu u.a zum Sin-City-Boxgym (https://chronikle.org/dossiers/strukturen-der-extremen-rechten-in-und-um-leipzig). Als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger ist er befugt zur Erfüllung seiner Pflichtaufgaben (u.a. der Feuerstättenschau) Häuser und Wohnräume zu betreten.

Eine Gruppe Bewohner*innen des Kehrbezirks problematisieren diesen Umstand bereits seit Bekanntwerden der Ernennung von Christian S. als Bezirksschornsteinfeger. Im Zuge einiger anstehender Termine zur Feuerstättenschau in mehreren Hausprojekten entschieden sich einige Projekte aus dem Kehrbezirk ihre Besorgnis der Befangenheit von Christian S. gegenüber der zuständigen Landesdirektion Sachsen zu bekunden. Während im Verlauf einige Projekte aus verschiedenen Gründen Christian S. in seiner Funktion als Bezirksschornsteinfeger Zutritt gewährten, wehren sich andere jetzt auch juristisch und mit anwaltlicher Begleitung. Wir als Bewohner*innen des Kiezes um die Georg-Schwarz-Straße begrüßen dieses Vorgehen ausdrücklich.

Besonders für Betroffene von Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und anderen Ideologien der Menschenfeindlichkeit sehen wir hier eine Gefährdung. Aber auch für politisch aktive Menschen, die sich bspw. gegen rechte Strukturen und antidemokratische Strömungen engagieren, geht von der Präsenz eines verurteilten rechten Gewalttäters in den eigenen Wohn- und Lebensräumen
räumen eine erhebliche Bedrohung aus. Die eigene Wohnung ist immer auch Ausdruck von Individualität, persönlicher Vorlieben, politischer Haltung und damit besonders sensibel und schützenswert. Unerträglich, dass Christian S. bereits im Auftrag seines Vorgängers unterwegs war und ihn damals niemand auf dem Schirm hatte.

Wahrscheinlich behauptete auch Christian S. im Verfahren um seine Beteiligung am Angriff auf Connewitz, dass er in der letzten Reihe gelaufen sei und von nichts gewusst haben soll. Das glauben wir ihm genauso so wenig, wie dass er uns im Kiez als Schornsteinfeger auf dem Dach Glück bringt (https://tinyurl.com/274fybr3). Auch wenn es die rechtlichen Regelungen im Schornsteinfegerhandwerksgesetz hergeben mögen, dass ein verurteilter rechter Gewalttäter in den Wohnräumen von anderen Menschen herumläuft, finden wir es richtig und wichtig zu intervenieren. Sowohl den Täter*innen von Connewitz als auch den Behörden soll es eine Last sein und bleiben so zu tun, als wäre Gras über die Sache gewachsen.

Nicht zuletzt sehen wir hier auch die Möglichkeit den Angriff auf Connewitz weiterhin nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch ein Zeichen der Solidarität an die Betroffenen aus der Wolfgang-Heinze-Straße zu senden. Ihr seid nicht allein!

Unterstützt die Projekte, die sich widersetzen. Es wird Geld für Anwaltskosten, Bußgelder und mögliche Gerichtskosten brauchen. Verbreitet die Info im Stadtteil und darüber hinaus.

Kein vergeben. Kein vergessen. Nazis von den Dächern holen.

Antifaschistische Grüße aus Lindenau

Ein paar Georg-Schwarz-Kiez-Bewohner*innen / Dezember 2023